Prof. Dr. Andreas Thier
Wissenschaftskommunikation im Zeitalter von Open Access und Künstlicher Intelligenz
Das Postulat, dass wissenschaftliche Publikationen, deren Erstellung durch öffentliche Mittel finanziert worden sind, auch öffentlich zugänglich – also Open Access – zugänglich sein sollen, ist dem Ideal demokratischer Gleichheit in der Wissenschaft verpflichtet. Deswegen sollen wissenschaftliche Publikationen in maschinenlesbarer Form, ohne Kosten und Embargofristen und auf der Grundlage sogenannter «offener Lizenzen» veröffentlicht werden. Die Umsetzung dieser Zielsetzungen ist in der Forschungspraxis der Geisteswissenschaften und der Rechtswissenschaften herausforderungsvoll. Der Aufstieg der Künstlichen Intelligenz, insbesondere in der Gestalt von Large Language Models kommerzieller Unternehmen, hat neue Herausforderungen entstehen lassen. Insbesondere die Nutzung von Open Access Publikationen zum Training und zum Data Mining solcher Tools wirft die Frage auf, ob und wie die Entstehung neuer Asymmetrien in Forschungsdisziplinen verhindert werden kann, in denen finanzielle Ressourcen seit jeher begrenzt sind. Ein möglicher Lösungsansatz könnte in neuen Formen der Kooperation von Akademie und Wirtschaft liegen.